Kathrin Gross

“There’s only one rule in photography – never develop color film in chicken noodle soup.”
                                                                              — Freeman Patterson

©Kathrin Gross
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die Fotografie und ich

Alles begann im Alter von 10 Jahren mit meiner ersten eigenen analogen Kamera. Marke und Modell sind längst vergessen, weder die Abzüge noch die Negative haben es in die Gegenwart geschafft. Die Faszination an der „Lichtmalerei“ ist jedoch geblieben, hat sich entwickelt, verändert und neu fokussiert.

In meinen Zwanzigern folgte eine Phase, in der mich die vielfältigen Aufnahme- und Nachbearbeitungsmöglichkeiten der digitalen Spiegelreflexfotografie in ihren Bann gezogen haben. Studioshootings in einem gemeinschaftlichen Atelier, Reisereportagen, Street Photography, Hochzeitsaufnahmen, Familienportraits – die Bandbreite der Motive und Herausforderungen war immens – die Leidenschaft jedoch verlor sich – zu viele Optionen, zu viele Alternativen, Perspektivverschiebung.

Und nun, im Hier und Jetzt: Das Wiederentdecken meiner Affinität zur Fotografie mit der Leica M6. Sie ist anspruchsvoll, herausfordernd, bezaubernd. Die Limitierung auf 36 Bilder pro Film, Available Light und Festbrennweite machen das Fotografieren für mich so reizvoll. Ein Motiv zu entdecken, den Bildausschnitt zu bestimmen, Blende und Belichtungszeit einzustellen, zu fokussieren, den Atem anzuhalten, den Auslöser zu drücken und ein Abbild der Realität zu schaffen: Das ist der Prozess, der das Fotografieren heute für mich ausmacht. Und manchmal ist auch das Bild, das ich nicht fotografiere, das Bild, das mich in meiner Fotografie voranbringt.

Meine Fotografie

Ein Bild, das die Sinne berührt, eine Stimmung transportiert, Erinnerungen und Sehnsüchte weckt, Vergangenheit und Zukunft, Erfahrungen und Empfindungen, Außen- und Innenwelt verbindet, das für jeden eine andere Dimension eröffnet – das ist das Bild, das ich festhalten möchte. Was ist ein Karussell, eine Palme, eine Stadt? Was sind Freude, Isolation, Überraschung? Wir alle haben verschiedene Bilder und Vorstellungen von den Dingen in der Welt in unseren Köpfen und assoziieren ganz Unterschiedliches damit. Fotografie bedeutet für mich, meine Bilder und Vorstellungen zu illustrieren, meine Assoziationen zu teilen. Ästhetik, Dissonanz, Abstraktheit, Komposition, Zufall, Konzeption, Unschärfe, Spontaneität, Farbe und Form sind für mich die Stilmittel, derer ich mich hierfür bediene. Mein Ansatz ist dabei, ganz in dem Augenblick zu sein, in dem das Bild entsteht – meine Intention ist dabei, diesen Augenblick durch das Bild erlebbar zu machen, Wahrnehmungsebenen zu schaffen und Resonanz zu erzeugen.

Kurzum: Spüre den Schatten, der hart die Fassade schneidet. Schmecke die Sonnenstrahlen, die die Szenerie hell erleuchten. Rieche das Meer, den Regen, die Pfütze. Höre, wie der Dunst einen dumpfen Schleier milchig über eine Landschaft legt, wie der Wind durch Palmwedel hastet. Erahne, was sich im Dunkel der Stadt verbirgt, das die Scheinwerfer nicht erleuchten. Fühl Dich erinnert, an einen Menschen an einen Ort, an eine Zeit. Und lass Dich ein auf das, was das Bild mit Dir macht.

Inspiration

„Ideenlehre“ – Platon
„Unverfügbarkeit“ – Hartmut Rosa
„Achtsam Fotografieren“ – Sven Barnow