Hilke Vareil

Die unwiderstehliche Poesie der Straße

Mit meiner ersten Kamera -in der analogen Welt- wollte jedes Bild gut überlegt sein, ein Objekt von allen Seiten betrachtet und ewig der richtige Blickwinkel gesucht werden. Es ging mir mehr um die Beschäftigung mit dem Motiv als um das spätere Ergebnis.

Auch wenn es mir damals nicht bewusst war: was mir schon immer am meisten an der Fotografie gefällt, ist dieser Moment, wenn ich ganz in einen Flow eintauche, wenn es nur noch mich und meine Kamera gibt und alle anderen Gedanken ausgeblendet sind. Die Digitalfotografie hat vieles verändert, mich interessieren inzwischen andere Motive, -die Menschen sind mehr in den Fokus gerückt-, aber diese meditative Stimmung ist geblieben.

Wenn ich die Kamera auf meinen Spaziergängen dabei habe, dann betrachte ich die Welt aufmerksamer. Ich sehe das Schöne, das Skurrile, das Poetische im Alltag. Ein Glücksgefühl, wenn es mir gelingt, diesen flüchtigen Moment einzufangen.

Ich folge in meiner Fotografie keinem besonderen Stil. Wichtig ist mir, dass meine Fotos Emotionen, eine poetische, manchmal auch melancholische Stimmung, vermitteln. Dass sie eine Geschichte erzählen. Wie der verlassene Ball auf dem leeren Schulhof. Wie der liebevolle Blick, mit dem die Frau ihren Hund anschaut.