12|06|25
Heute teilt Elke ganz persönliche und berührende Gedanken mit uns.
Gedanken, die der einen oder anderen Person sicherlich auch bekannt vorkommen.
Viel Spaß beim Lesen und wenn euch dann auch die Begeisterung packt, freue ich mich über euren Gastbeitrag!
Carmen Hurst
Es ist spät geworden. Wieder einmal.
Ich sitze vor dem Bildschirm, der Kopf ist voll, die Augen müde. Seit gestern arbeite ich an diesem Fotoshooting – zehn Bilder, in RAW vorbereitet, fein abgestimmt, jeder Regler mit Bedacht verschoben.
Und doch frage ich mich:
Reicht das?
Muss ich noch durch Photoshop?
Wird es ihnen gefallen?
Früher war das einfacher.
Ich habe fotografiert, das Bild war scharf – oder halbwegs –, ich mochte den Moment, hab ihn geteilt und mich gefreut.
Fertig.
Heute fühlt sich das anders an.
Heute frage ich mich bei jedem Schritt:
Ist das professionell genug?
Ist das sauber entwickelt?
Wo ist der Unterschied zwischen „gut gemeint“ und „gut gemacht“?
Je mehr ich dazulerne, desto mehr scheint sich auch meine Unsicherheit auszubreiten.
Ich verliere mich in Masken und Kurven, experimentiere mit Schärfemethoden, fange an, an meinen Entscheidungen zu zweifeln.
Das Leichte, das Freie, das Unperfekte – es rückt immer weiter in den Hintergrund.
Und ich frage mich: Wann ist das passiert?
Wenn ich durch alte Aufnahmen scrolle, JPGs ohne große Nachbearbeitung, dann sehe ich Bilder, die ich heute vielleicht gar nicht mehr zeigen würde – und ich mag sie.
Weil sie echt sind.
Weil sie von einem Moment erzählen.
Weil sie nicht alles richtig machen wollen.
Was, wenn ich mir selbst im Weg stehe?
Was, wenn meine Vorstellung von „richtig“ zu eng geworden ist?
Was, wenn der Wunsch, ernst genommen zu werden, mir die Freude nimmt?
Ich will wieder lernen, auf mein Gefühl zu hören. Will mich erinnern, warum ich das hier tue. Nicht, um perfekt zu sein – sondern um zu berühren.
Um kleine Geschichten zu erzählen, die vielleicht nicht jeder gleich versteht, aber spürt.
Ein Pferd mit geflochtener Mähne.
Ein Kind in Gummistiefeln.
Ein Vogel auf einem Ast, der gerade nicht stillhalten will.
Ich will nicht aufhören, zu lernen.
Aber ich will wieder lernen, loszulassen.
…und ich will den Mut haben,
meine Bilder so zu zeigen,
wie ich sie liebe –
nicht nur so, wie sie in ein Raster passen.
Wenn ihr noch mehr über Elke und ihre Fotografie erfahren möchtet, schaut gerne auf ihrer Mitgliederseite vorbei:
https://female-photo-collective-ffm.de/elke-sagray/