28|05|25
Die liebe Elke Sagray gibt uns heute einen Einblick darüber, wie sie vom Finder zum Hüter wurde….sehr interessant!
Viel Spaß beim Lesen und wenn euch dann auch die Begeisterung packt, freue ich mich über euren Gastbeitrag!
Carmen Hurst
Nach dem Fotografieren landen meine Fotos – oft im RAW-Format – auf dem Rechner oder einer externen Festplatte. Und da blieben sie lange… manchmal zu lange. Unbenannt, ungesichtet, ungenutzt.
Ich hatte das Gefühl, mich selbst im Dickicht meiner Ordnerstruktur zu verlieren: doppelte Dateien, Serien mit kaum sichtbaren Unterschieden, tausende von Bildern, von denen ich vielleicht fünf wirklich zeigen wollte.
Erst als der Speicherplatz knapp wurde – auf dem Mac und im Kopf – habe ich begonnen, mich ernsthaft mit dem Thema Speicherung und Ordnung zu beschäftigen. Und heute? Heute bin ich noch auf dem Weg, aber ich gehe ihn bewusst – als Hüterin meiner Bilder, nicht mehr als Jägerin.
1. Speicherorte mit System – Wohin mit all den Bildern?
Zunächst einmal musste ich klären: Wo sollen meine Fotos überhaupt hin?
Ich arbeite heute mit einer klaren Dreiteilung:
- Mac-SSD: Für aktuelle Projekte und Bildauswahl.
- Externe SSD: Für fertige Serien und bearbeitete Bilder.
- Zweite externe HDD: Als Backup für das gesamte Archiv.
Cloudlösungen nutze ich nur punktuell, etwa wenn ich Kundinnen oder Kursteilnehmern etwas zur Verfügung stelle. Für meine eigenen Daten ist mir ein physischer Speicher lieber – den kann ich sehen, anfassen und zur Not ausstecken.
Früher habe ich Lightroom Classic als „Alles-in-einem-Lösung“ genutzt. Inzwischen habe ich gelernt: Ich brauche nicht alles in einem Katalog. Vieles lässt sich direkt im Finder oder mit Adobe Bridge genauso gut, wenn nicht besser, verwalten – ohne dass mein Rechner in die Knie geht.
2. Meine Ordnerstruktur – Klarheit im kreativen Chaos
Ein großes Aha-Erlebnis hatte ich, als ich mir die Frage stellte:
„Würde ich mein eigenes Bild in einem Jahr wiederfinden?“
Meine erste Antwort war ernüchternd. Heute denke ich meine Ordnerstruktur so:
- Jahresordner (z. B. 2025)
- Monat oder Projekt (z. B. 2025-04 Makro Kirschblüte)
- RAWs und bearbeitet in getrennten Unterordnern
- Optional: ein Ordner Export für Web, Social Media oder Druck
Zusätzlich versehe ich die Ordner mit kleinen Stichwörtern im Namen, etwa:
- 2025-04_Makro_Kirschblüte_RAW –
- 2025-04_Makro_Kirschblüte_ BEARBEITET
Das ist keine perfekte Lösung, aber eine, die zu mir passt. Und das ist wahrscheinlich der wichtigste Tipp: Mach dein System nicht zu kompliziert – aber so klar, dass du dich in einem halben Jahr noch zurechtfindest.
3. Tools im Einsatz – Was mir hilft (und was nicht)
Früher dachte ich, ich müsste mich für eine Software entscheiden. Heute weiß ich: Jedes Tool hat seinen Platz – und seine Aufgabe.
Adobe Bridge ist mein Favorit, wenn es ums Sichten, Sortieren und Bewerten geht. Ich sehe alle Ordner direkt so, wie sie auf meiner Festplatte liegen – ohne den Umweg über einen Katalog wie in Lightroom.
Lightroom Classic (LrC) nutze ich nur noch dann, wenn ich Bilder wirklich bearbeiten will – meist als Serie. Für Einzelbilder oder kleinere Projekte greife ich auch gern direkt zu Photoshop, besonders wenn es um Retusche, Masken oder kreative Eingriffe geht.
- Was ich bewusst vermeide:
Bilder direkt im Lightroom-Katalog zu organisieren - Bilder doppelt zu speichern, ohne klaren Zweck
Ich frage mich heute bei jedem Bild: Brauche ich das wirklich? Und wenn ja: Wo gehört es hin?
4. Reduktion statt Überforderung – Der bewusste Blick aufs Löschen
Das Loslassen fällt mir schwer – gerade bei Bildern.
„Vielleicht ist das Bild ja doch ganz gut?“ „Was, wenn ich es später noch brauche?“
Solche Gedanken kosten Zeit, Speicher und Nerven.
Meine Regel heute:
- Nach dem Import schaue ich zügig durch die Serie.
- Ich markiere nur, was mir spontan gefällt.
- Alles, was unscharf, doppelt oder belanglos ist, fliegt raus – konsequent.
Ich nutze Farbmarkierungen und Sterne – das macht Entscheidungen leichter.
Je weniger Bilder übrig bleiben, desto liebevoller kann ich mit ihnen arbeiten.
5. Backup mit Bauchgefühl – Sicherheit, aber nicht kompliziert
Ich bin kein IT-Profi, aber ich habe gelernt: Wer seine Bilder liebt, sichert sie doppelt.
Mein persönlicher Dreiklang:
- Interne SSD – für aktuelle Arbeit
- Externe SSD (mobil) – für fertige Projekte & Serien
- Externe HDD (stationär) – als Backup, regelmäßig synchronisiert.
Ich mache keine täglichen Backups, aber ich habe einen festen Rhythmus. Besonders wichtige Bilder sichere ich zusätzlich in der Cloud oder auf einem USB-Stick.
Wichtig ist mir: Das Backup muss einfach sein. Wenn es zu technisch oder zeitaufwändig wird, mache ich es nicht.
6. Inspiration archivieren – Nicht nur Bilder, auch Ideen sortieren
Manche Dateien sind keine Fotos – und trotzdem wertvoll.
Heute habe ich einen Ordner namens „Fundus“ – mein persönliches Sammelalbum für kreative Impulse. Dort speichere ich:
- Screenshots von inspirierenden Beiträgen
- Testbilder, Lichtstudien, Farbideen
- PDFs mit Tutorials
Ich benenne sie sofort um, z. B. 2025-03-Lichtspiel-Schattenwand.png.
Außerdem drucke ich manche Bilder als kleine 10×15-Karten – für den Schreibtisch oder eine kreative Box. Analog inspiriert anders.
Hüterin statt Jägerin
Ich habe lange „gesammelt“ – heute will ich bewahren.
Ordnung ist kein Selbstzweck, sondern eine Art, meine Bilder wertzuschätzen. Wenn ich weiß, wo etwas liegt, kann ich es zeigen, bearbeiten, weiterentwickeln.
Nicht jedes Foto muss veröffentlicht werden – aber jedes gute Foto verdient einen Platz, an dem es gesehen werden kann.
Wie organisierst du deine Fotowelt? Ich freue mich über Tipps, Gedanken oder einen Einblick in dein System – vielleicht lernen wir ja voneinander.
Wenn ihr noch mehr über Elke und ihre Fotografie erfahren möchtet, schaut gerne auf ihrer Mitgliederseite vorbei:
https://female-photo-collective-ffm.de/elke-sagray/