19|06|25


Im heutigen Blogbeitrag unserer lieben Elke Sagray, geht es um zwei Stifte, das Älter werden und natürlich um Fotos. 

Viel Spaß beim Lesen und wenn euch dann auch die Begeisterung packt, freue ich mich über euren Gastbeitrag!
Carmen Hurst

Früher dachte ich, beidhändig schreiben sei eine Sache für Hochbegabte
oder Showeinlagen im Fernsehen.
Heute sitze ich da, mit einem Stift in jeder Hand, und beobachte, wie meine Gedanken aus zwei Richtungen auf dasselbe Papier fließen.

Es sieht oft kraklig aus. Manchmal stockt eine Seite. Aber es fühlt sich ehrlich an – und wach.

Ich bin zwei Zeiten alt.
Die eine steht in meinem Ausweis. Die andere lebt in Lichtjahren.
Sie misst sich nicht in Zahlen, sondern in Möglichkeiten: In stillen Vormittagen, in Gedankensprüngen, in der Freiheit, mir selbst zuzuhören.

Zarte Versuche, links und rechts gleichzeitig zu schreiben.
Es fühlt sich falsch an. Und kraklig.
Manchmal stolpere ich über meine eigenen Hände.
Aber ich spüre: Da ist Bewegung. Also heißt es:
üben, üben, üben. Nicht für ein Ziel. Sondern für die Verbindung. Rechte und linke Gehirnhälfte.
Gefühl und Verstand. Kontrolle und Chaos.

Genauso arbeite ich mit meinen Fotos.
Ich fotografiere nicht im Akkord, sondern aus dem Moment.
Manchmal mit links im Kopf, manchmal mit rechts im Blick – manchmal mit beidem.

Ich nehme mir Zeit fürs Sichten, fürs Speichern, fürs Bearbeiten.
Nicht jedes Bild wird aufgehoben – aber jedes wird gesehen. Denn meine Festplatte ist nicht nur ein Speicherort. Sie ist mein Archiv des Augenblicks.

Die Bildbearbeitung ist kein Retten, sondern ein Verstehen: Was war da? Was habe ich gesehen – und was fühle ich beim Hinsehen?

Mit den Jahren kommt nicht nur Erfahrung, sondern auch ein neues Zeitgefühl.
Ich darf mir meine Stunden einteilen, Pausen machen, langsamer denken – und gezielter handeln.

Ich kann abschweifen, mich verlieren – und wiederfinden.

Es gibt keinen Druck mehr, schneller zu sein als mein eigenes Tempo.
Ich entdecke, wie kostbar das ist, wenn der Kopf wach ist, die Hände beweglich bleiben – und der Körper mitspielt.
Denn all das ist nur möglich, wenn man gesund ist und bleibt.

Diese Erkenntnis ist still. Und sehr klar.

Ich weiß nicht, wohin mich dieses Experiment führt.
Vielleicht schreibe ich irgendwann zwei Texte gleichzeitig – ein Gedicht und eine Anleitung für Lightroom.
Vielleicht bleibt es einfach ein stiller Dialog mit mir selbst – über Worte, Bilder und das, was dazwischen liegt.

Aber ich weiß:
Ich bin nicht stehengeblieben.
Ich bin weitergegangen.
Und ich schreibe.
Und ich
sehe.
Und ich bewahre.
Jeden Tag ein bisschen mehr aus mir heraus.

Wenn ihr noch mehr über Elke und ihre Fotografie erfahren möchtet, schaut gerne auf ihrer Mitgliederseite vorbei:
https://female-photo-collective-ffm.de/elke-sagray/

oder schaut hier im Blog – Elke hat noch weitere Beiträge zu unterschiedlichen Themen geschrieben.